Ignaz Semmelweis – Die Erfindung des Desinfektionsmittel


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Im Wien des 19. Jahrhunderts fanden im allgemeinen Krankenhaus die meisten Geburten weltweit statt. Zwischen 3.000 und 4.000 Entbindungen wurden im AKH in Wien durchgeführt. Seit seiner Erföffnung am 16. August 1784 lag die Rate der Frauen, die nach der Geburt verstarben für etwa 40 Jahre bei konstant 1,25%. Im Jahr 1820 änderte sich die Sterblichkeit. Immer mehr Frauen verstarben im Krankenhaus, bis im Oktober 1842 bereits fast 30% der Frauen am Kindbettfieber verstarb. Eine Trennung auf zwei Stationen und der Betreuung durch Medizinstudenten auf der einen und Hebammen auf der anderen Station, brachte ein interessantes Ergebnis. Die Sterblichkeit auf der Hebammenstation lag weit hinter der, auf der Medizinstudenten arbeiteten. Eine Tatsache, die einen jungen ungarischen Mediziner auf den Plan rief. Ignaz Semmelweis, der mit seinen Forschungen den Grundstein fü die Erfindung des Desinfektionsmittel legte.

Todesgefahr

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war es also lebensgefährlich, ein Kind zur Welt zu bringen. Semmelweis begann damit, die Frauen auf der Station noch intensiver zu untersuchen. Als Ursache für Krankheiten gab es damals verschiedene Theorien. Von Giften, die über die Luft übertragen werden, bis zur Scham, die die Frauen bei der Untersuchung durch die Männer empfinden, waren einige Möglichkeiten im Gespräch. Tatsache war allerdings, dass die Sterblichkeit der Frauen sehr hoch war. Speziell die Frauen, die von Medizinstudenten untersucht wurden, hatten eine dreimal so hohe Gefahr an Kindbettfieber zu erkranken, als andere Gebärende. Die Hebammen auf der zweiten Station führten auch keine vaginalen Untersuchungen durch. Diese Untersuchung kamen als Ursache in Betracht. Nachdem auch die Neugeborenen mit ähnlichen Symptomen, wie die Mutter verstarben, schien Semmelweis klar, dass die Krankheit von Mensch zu Mensch übertragen würde.

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Die Durchführung von Autopsien gehört seit jeher zur Ausbildung der Medizinstudenten

Schlüsselerlebnis

Ein trauriges Erlebnis öffnete Ignaz Semmelweis die Augen und ebnete den Weg für seine weiteren Erkenntnisse und schließlich die Erfindung des Desinfektionsmittel. Am 13. März 1847 verstarb sein Freund und Kollege Jakob Kolletschka. Kolletschka war Pathologe in Wien und leitete Kurse für Studenten. Ein unachtsamer Student verletzte den Kursleiter mit einem Skalpell am Finger. Semmelweis studierte mehrfach das Oduktionsprotokoll des befreundeten Arztes. Dabei fiel im auf, dass die Symptome, an denen Kolletschka verstorben war, den Symptomen des Kindbettfiebers glichen. Ignaz Semmelweis erkannte den Zusammenhang. Die Ursache lag darin, dass die Verunreinigungen der Leichen in die Blutbahn der Patienten gelangte. Bei Dr. Kolletschka war es das Skalpell, mit dem zuvor eine Leiche geöffnet worden war. Bei den Frauen im Wochenbett waren es die Hände der Medizinstudente. Nach der Sektion einer Leiche wurden vaginale Untersuchungen und Geburtshilfe durchgeführt.

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Eine Geburt ist heute vergleichsweise risikolos. Moderne Medizin, nicht zuletzt die Erkenntnis und die Erfindung von Ignaz Semmelweis sind dafür verantwortlch

Studie

Von 1847 bis 1848 fertigte Semmelweis eine Studie mit dem Titel „Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers“ an. Die Erkenntnis, dass die Übertragung von Krankheitserregern über die Instrumente und die Hände der Medizinstudenten erfolgte, veranlasste Semmelweis zur Erfindung des Desinfektionsmittels. Als ersten Versuch setzte er eine einfache Seifenlösung, zusammen mit einer Nagelbürste ein. Da der erwartete Erfolg ausblieb setzte er in der Folge auf unterschiedliche Chemikalien. Schließlich entwickelte Semmelweis eine Chlorlösung, die aus Chlorkalk und Wasser hergestellt wurde. Die Medizinstudenten mussten nach der Leichensektion ihre Hände damit desinfizieren. Die Erfindung des Desinfektionsmittels war erfolgt. Allerdings gab es kurz darauf wiede eine Häufung an Todesfällen in der Geburtsstation.

Mensch zu Mensch

Auch hier erkannte Ignaz Semmelweis den Zusammenhang und die Übertragung von Krankheiten von Patient zu Patient. Er entschied, dass die Desinfektion vor und nach jeder Untersuchung von sämtlichem medizinischem Personal auf seiner Station verpflichtend durchgeführt werden musste. Der Erfolg war durchschlagend. Im Laufe des Jahres 1848 senkte er die Sterblichkeitsrate auf der Geburtsttation auf kaum mehr als 1 Prozent und damit sogar unter den Wert der Hebammenstation. Allerdings waren Kollegen skeptisch. Da fast zeitgleich eine neue Lüftungsanlage installiert worden war, nahm man an, dass die verbesserte Luft die alleinige Ursache für die geringere Sterblichkeit war.

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Die moderne Medizin setzt heute stark auf Desinfektion. Sterile medizinische Geräte sind heute selbstverständlich und Infektionskrankheiten damit weitgehend eingedämmt

Nestbeschmutzer

Ignaz Semmelweis sah sich dem Widerstand großer Teile der Ärzteschaft gegenüber. Seine Erfolge und seine Theorie wurden in Frage gestellt. Den Ärzten war die Vorstellung, dass sie selbst für den Tod ihrer Patienten verantwortlich sein könnten, unbehaglich. Semmelweis wurde daher als Nestbeschmutzer bezeichnet. Seine Stelle als Assistenzarzt wurde nicht verlängert und er bekam 1850 nur eine Stelle als Privatdozent für theoretische Geburtshilfe in Wien. Diese trat er nicht an, sondern übersiedelte nach Pest, wo er zuerst eine Privatpraxis führte und später Leiter der Geburtsstation in Pest wurde. In den folgenden Jahren begann er damit, andere Ärzte, die seine Theorien nicht anerkannten und weiterhin ohne Desinfektionsmittel arbeiteten, in offenen Briefen zur Rede zu stellen. Er bezeichnete sie als Mörder und wählte auch sonst einen direkten und harten Ton in seinen Briefen.

Semmelweis Tod

1865 wurde Ignaz Semmelweis aufgrund einer Depression von drei Ärzten in die staatliche Landesirrenanstalt Döbling bei Wien eingeliefert. Dort starb er innerhalb von zwei Wochen. Als angebliche Todesursache wurde eine Blutvergiftung angegeben, die er sich selbst mit einem verunreinigten Skalpell zugefügt haben soll. Die Wunde soll bereits bei der Einlieferung entzündet gewesen sein, was Ärzte, die ihn zuvor untersucht haben, bestreiten. Auch wurde bei einer Exhumierung im 20. Jahrhundert mehrer Frakturen an Händen und Brustkorb gefunden. Insgesamt sind die Umstände rund um den Tod von Ignaz Semmelweis unklar. Eine Intrige scheint nicht unwahrscheinlich.

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Bakterien als Krankheitserreger wurden erst nach dem Tod von Ignaz Semmelweis entdeckt

Ignaz Semmelweis Erfindung

Die Erkenntnisse von Semmelweis fanden erst viele Jahre später Anerkennung. Die Medizin lernte in den folgenden Jahrzehnten die Wichtigkeit der Desinfektion und es gelang die Sterblichkeit in verschiedenen Bereichen deutlich zu senken. Seine Errungenschaften wurden erst lange nach seinem Tod anerkannt. Heute gilt er als „Retter der Mütter“ und Erfinder der Desinfektion. Seinen Empfehlungen folgend ist die Desinfektion heute im Bereich der Medizin absoluter Standard. Am Ende des 19. Jahrhunderts erkannten Robert Koch und Louis Pasteur in den Bakterien den Ursprung der Desinfektionskrankheiten. Damit lieferten die beiden die wissenschaftliche Basis für die Zusammenhänge die Semmelweis erkannt hat. Er war seiner Zeit voraus und hat mit seinen Studien gezeigt, dass Desinfektion für die Medizin wichtig und lebensrettend sein kann. Dank seiner Pionierleistung besteht heute keine reale Gefahr mehr, sich bei einer Behandlung mit einer Infektionskrankheit anzustecken.

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