Reallifecam – Sind wir alle Voyeure?


Reallifecam - Sind wir alle Voyeure? auf mond-blog.de

Es gibt Angebote im Fernsehen und im Internet, da könnte man theoretisch mit heftigen Fremdschämen und raschem Abwenden reagieren. Das tun aber die wenigsten. Auch wenn man sich natürlich distanziert und ganz klar stellt, dass man an so etwas nicht interessiert ist, verschafft man sich selbstverständlich auch eine Überlick. Man muss ja schließlich wissen, was sich andere so ansehen. Reallifecam ist so eine Sache, die man nicht kennen möchte, die aber sehr viele Menschen kennen.

Zuschauen

Es gibt viele Formen von Voyeurismus. Die alte Frau, die am Fenster lehnt und genau beobachtet, was auf der Straße vor sich geht, ist eine der klassischen Formen. Davor gab es öffentliche Hinrichtungen, öffentliche Prozesse und Veranstaltungen, wie Gladiatorenkämpfe, bei denen man mit einer Masse an Menschen zugesehen hat. Das Schicksal anderer Menschen interessiert uns und wer aufmerksam Nachrichten hört, der weiß, dass es zahlreiche Meldungen gibt, die einfach irrelevant sind, aber trotzdem gebracht werden. Warum? Weil es die meisten Menschen schlichtweg interessiert.

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Voyeurismus

In der Peepshow hat man eine spezielle Form des Voyeurismus. Anonym, in dem Fall hinter einem Fenster, kann man sich einen Überblick über die Lage verschaffen und zusehen, ohne gesehen zu werden. Was bei der Peepshow noch nachvollziehbar ist, sind doch die Reize der Dame hinter dem Guckloch durchaus sehenswert, so gibt es viele andere Arten des Voyeurismus die offensichtlich keinen Sinn haben. Man sieht einfach zu, weil es angeboten wird. Oft sind solche Formen durchaus 0rganisiert und existieren eigentlich nur um ihrer selbst Willen. So z.B. die Berichterstattung rund um Prominente. Es ist schlichtweg irrelevant, was welche Frau bei welcher Veranstaltung getragen hat und mit wem sie dort war. Wir sehen es uns aber an, lesen Zeitschriften darüber und fiebern der nächsten Meldung entgegen. Aber warum?

Reallifecam

Das Bedürfnis zuzusehen nützt das Angebot unter Reallifecam aus. Gegen Geld kann man angeblich echten Paaren beim Leben zusehen. Wie Jim Carrey in der Trueman-Show wird den Zusehern die Illusion vermittelt, dass er echte Szenen beobachtet und unbemerkt am Privatleben echter Menschen teilnimmt. Reallifecam eben, die Kamera, die das echte Leben zeigt. Es bleibt die Frage nach dem Warum. Warum sind solche Angebote so reizvoll für uns und warum interessieren wir uns so sehr für Andere?

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Mitleid

Es ist im Tierreich sehr selten, dass sich ein Tier um das Schicksal eines anderen Tieres gedanken macht. Büffel, die von Löwen attackiert werden, sind ein solches Beispiel. Sie helfen einander die Raubkatzen loszuwerden. Bei einem Zebra sieht das ganz anders aus Selbst das eigene Junge wird zwar verteidigt, aber große Trauer gibt es nicht, wenn es im Magen eines Raubtiers landet. Bei uns Menschen war das früher kaum anders. Noch im Mittelalter hat man unerwünschte Kinder entsorgt und sich bei den öffentlichen Hinrichtungen köstlich unterhalten. Mitleid hat sich erst im Laufe der Zeit entwickelt. Neben dem eigenen Wohlbefinden wurde auch das Wohlbefinden der Familie , später der Mitglieder der eigenen Gruppe und schließlich, nach und nach, aller Menschen für uns relevant.

Neugierde

Das Schicksal anderer Menschen ineressiert uns also mittlerweile. Wir empfinden Gefühle für sie, leiden mit und freuen uns mit ihnen. Außerdem ist der Mensch neugierig und hinterfragt gerne Dinge. Reallifecam befriedigt gleich einige dieser Bedürfnisse. Wir sehen andere Menschen und erfahren etwas über sie, was ansonsten verborgen ist. Man fühlt sich, als unsichtbarer Beobachter auch überlegen und mächtig. Man kann, nach eigenem Ermessen, in jeden intimen Winkel eindringen und zusehen, wann und wie oft man will.

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Vergleichen

Mit ein Grund für den Erfolg von Reallifecam ist sicherlich auch unser Hang uns mit anderen zu messen. Sieht man sich Boulevardmagazine an, dann erfährt man viel über Stars. Man freut sich über die Menschlichkeit dieser Personen, über Fettpolster, Liebe und Trennungen, sowie das Familienleben. Wir brauchen solche Stories um uns gut zu fühlen. Auch bei Reallifecam geht es nicht nur darum, die Bewohner bei intimen Momenten zu beobachten. Der Einblick in das Leben ist für uns wichtig und bestärkt uns in dem was wir tun.

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