Die Welt steckt voller Wunder und Überraschungen. Dabei fällt eine Tatsache sehr deutlich auf. Die Erde selbst ist fast vollständig erforscht und es gibt kaum einen Quadratzentimeter auf unsere Planeten, der nicht nach verschiedenen Aspekten dokumentiert wurde. Zumindest an Land. Doch unser Planet ist zu 71% mit Wasser bedeckt. Wasser, das in Tiefen von bis zu 11km für uns genauso weit entfernt ist, wie weite Teile des Weltalls. Bei über 100 Bar Druck gibt es wenig, das unbeschadet wieder an de Oberfläche kommt.
Was also da unten am Meeresgrund vor sich geht, ist etwas, das wir nur vermuten können. Bei 361,2 Quadratkilometern Fläche können wir zwar einzelne winzige Punkte mit Kameras und anderen Hilfsmitteln überwachen, aber eine repräsentative Stichprobe zu ziehen ist eigentlich unmöglich. Was bleibt sind zufällige Entdeckungen. Es ist also nicht weiter verwunderlich, wenn man immer wieder von ausgesprochen überraschenden Entdeckungen hört, die man meist eher zufällig macht. Will man ein ältestes Tier der Welt auf der Erde suchen, dann bietet sich dafür natürlich das Meer an.
Als ältestes Tier der Welt, zumindest an Land kommen mehrere Schildkröten in Frage. Die Aldabra-Riesenschildkröte liegt aber mit 250 Jahren Lebenserwartung deutlich in Führung. Dem gegenüber wirkt der älteste Mensch, Frau Jeanne Calmet, die zwischen 1875 und 1997 mehr als 122 Jahre lebte, fast schon lächerlich jung. Allerdings darf sich auch die Aldabra-Riesenschildkröte nicht als ältestes Tier der Welt bezeichnen, denn es gibt noch einige, die deutlich älter werden. So zum Beispiel der Grönlandhai.
Ja, der friedlich wirkende große Hai, der langsam durch die kalten Gewässer rund um die Arktis im Nordatlantik seine Kreise zieht, ist ein wahrer Methusalem unter den Tieren. Sein Leben ist weitgehend unerforscht und die Tiere sind nicht nur selten, sondern auch schwer zu finden. Es ist nicht einmal sicher, ob sie dem Menschen gefährlich werden können, oder nicht. Allerdings geraten sie oft als Beifang in die Netze der Fischer und sterben. Solche Kadaver wurden 2016 systematisch auf ihr Alter untersucht. Dazu wurde mit der Radiokarbonmethode die Augen, genauer gesagt, die Linsen der Haie untersucht. Das Ergebnis ist überraschend. Das älteste Tier wurde auf 392 Jahre datiert. Dabei gibt es noch eine Schwankungsbreite von 120 Jahren. Es ist also zwischen 272 und 512 Jahren alt.
Dabei war das untersuchte Exemplar erst 5,02 Meter lang. Es gibt Berichte über Grönlandhaie mit 8 Metern und man geht von einem sehr langsamen Wachstum von weniger als 1 Zentimeter pro Jahr aus. Um also weitere 3 Meter zu wachsen benötigt der Grönlandhai weiter 300 Jahre. Als ältestes Tier der Welt kommt dieser arktische Hai also auf jeden Fall in die engere Wahl. Aktuell darf er auf jeden Fall den Titel „ältestes Wirbeltier der Welt“ tragen. Sind die mehreren Jahrhunderte, die der geheimnisvolle Hai auf dem Buckel haben kann, schon beeindruckend, so können andere Lebensformen noch ganz andere Lebensalter erreichen.
Während die Menschheit vor 10.000 Jahren erstmals den Ackerbau entwickelte und Hausrind und Ziege genauso wie die verschiedenen Pflanzen domestiziert wurden, erblickte ein ganz anderes Tier das Licht der Welt. Es hört auf den klingenden Namen Anoxycalyx joubini und ist ein Riesenschwamm. Auch er lebt im kalten Wasser und besiedelt die Antarktis. Dort überrascht er Wissenschaftler mit einem extrem niedrigen Sauerstoffbedarf und einem sehr sparsamen Stoffwechsel. Basierend auf den Sauerstoffbedarf haben Forscher das Alter berechnet und sind zu einem Ergebnis von mehr als 10.000 Jahern gekommen.
Einen Schwamm als ältestes Tier der Welt zu bezeichnen ist ungewöhnlich. Die meisten Menschen werden einen Schwamm in erster Linie mit Badeschwamm asoziieren. Auf jeden Fall handelt es sich um einen lebenden Organismus. Will man als ältestes Tier der Welt aber ein Wirbeltier auszeichnen, dann bietet sich, nach Stand der Wissenschaft, der Grönlandhai mit mehreren Jahrhunderten Lebensewartung an
Keine Kommentare